Möglichkeiten zu besserer Vernetzung diskutiert

Arbeitskreis Diakonie des Protestantischen Kirchenbezirks Germersheim besucht Bellheimer Wichern-Werkstätten

Die Zweigstelle der Wichern-Werkstätten in Bellheim hat der Arbeitskreis Diakonie des Protestantischen Kirchenbezirks Germersheim in seiner jüngsten Sitzung besucht. Neben dem Kennenlernen der Werkstatt für Menschen mit psychischer Behinderung ging es dabei auch um den Austausch über Möglichkeiten zur Vernetzung zwischen der diakonischen Einrichtung und der örtlichen Kirchengemeinde.

Michael Beck, Vorstand Operative Bereiche und Personal bei der Evangelischen Heimstiftung Pfalz, gab zunächst einen Gesamtüberblick über die Arbeit der Heimstiftung, die Träger der Wichern-Werkstätten ist. Neben Einrichtungen zur Rehabilitation, Arbeit und Integration von Menschen mit Behinderung unterhalte die Heimstiftung Einrichtungen in den Bereichen Kinder- und Jugendhilfe sowie Suchtkrankenhilfe und beschäftige derzeit rund 1100 Mitarbeitende. Beck betonte, bei allen ihren Leistungen sei die Heimstiftung darauf angewiesen, von den jeweiligen Leistungsträgern dafür eine ausreichende Refinanzierung zu erhalten: „Wir müssen betriebswirtschaftlich handeln und Gewinne erzielen, um reinvestieren zu können. Anders können wir nicht überleben.“ Wegen der Situation an den Kapitalmärkten sei es kaum mehr machbar, eine nicht ausreichende Refinanzierung von unterfinanzierten Arbeitsgebieten über Zinserträge aus Geldanlagen zu kompensieren. Querfinanzierungen zwischen einzelnen Bereichen seien aufgrund der Zweckbestimmung der Mittelherkunft nicht zulässig. Beck ging auch auf die derzeit laufenden Entgeltverhandlungen für die Werkstätten mit dem Land Rheinland-Pfalz ein. Angesichts der Forderungen des Landesrechnungshofes nach Einsparungen in diesem Bereich sei abzuwarten, ob die neuen Entgelte tatsächlich kostendeckend ausfallen würden

Die Zweigstelle der Wichern-Werkstätten in Bellheim sei 1999 in Betrieb genommen worden, informierte anschließend Zweigstellenleiter Andreas Hartenstein: „Hier ermöglichen wir Menschen mit psychischer Behinderung, die nicht in der Lage sind, auf dem ersten Arbeitsmarkt tätig zu sein, die Teilhabe am Arbeitsleben.“ Derzeit würden rund 60 Werkstatt-Beschäftigte in der im letzten Jahr um 400 Quadratmeter erweiterten Zweigstelle arbeiten. Dort gebe es eine Schreinerei, eine Abteilung für Montage- und Verpackungsabreiten sowie seit kurzem auch einen Textilwerkstatt. Inzwischen kämen verstärkt junge Menschen in die Werkstatt, die teilweise keine abgeschlossene Berufsausbildung hätten. Ebenso steigend sei die Zahl von Beschäftigten mit der Diagnose Autismus. Etwa 70% der Beschäftigten seien Männer. Insgesamt sei die die Nachfrage nach Werkstatt-Arbeitsplätzen derzeit rückläufig. Die Gründe dafür seien noch nicht auszumachen

Auf Nachfrage von Dekan Dr. Müller berichtete Hartenstein von guten Kontakten zur Pfarrerin der Protestantischen Kirchengemeinde. Gemeinsam würden regelmäßig Gottesdienste vorbereitet, bei Bedarf könne die Pfarrerin als Seelsorgerin angesprochen werden. Darüber hinaus gehende Verbindungen zur Kirchengemeinde gebe es allerdings nicht. „Gerade, wenn Einrichtungen sehr professionell organisiert sind, entsteht in den Kirchengemeinden oft der Eindruck: da können wir uns raushalten,“ verwies Dekan Dr. Müller auf die Gefahr eines bloßen Nebeneinanders von diakonischen Einrichtungen und örtlicher Kirchengemeinde. Spontan geäußert wurde die Idee, ob möglicherweise ein Treff für verrentete Werkstatt-Beschäftigte ein sinnvolles Angebot sei, das mit Unterstützung der Kirchengemeinde ins Leben gerufen werden könne. Michael Beck ermunterte die Anwesenden dazu, in ihren Kirchengemeinden und bei ihnen bekannten Firmen Werbung für das Dienstleistungsangebot der Wichern-Werkstätten zu machen: „Wir sind darauf angewiesen, Aufträge zu erhalten, um unseren Beschäftigten Arbeit anzubieten und ein positives Arbeitsergebnis erwirtschaften zu können. Aus diesem Arbeitsergebnis werden mindestens 70% als Arbeitsentgelt an die Beschäftigten ausbezahlt.“