10 Jahre Bundesfreiwilligendienst

Diakonie Pfalz zieht Bilanz

Logo: Bundesfreiwilligendienst

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Speyer (dwp). Vor zehn Jahren setzte der Deutsche Bundestag Wehrpflicht und Zivildienst aus und führte mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) am 1. Juli 2011 ein neues Angebot für Menschen jeden Alters ein. 370 Freiwillige haben in den vergangenen zehn Jahren in den Einrichtungen der Diakonie Pfalz diesen Freiwilligendienst absolviert.

Der BFD führte im Jahr 2011 zu einer Ausweitung der Platzangebote und einer Altersöffnung in den Freiwilligendiensten. Während sich im FSJ ausschließlich Menschen im Alter bis 26 Jahren engagieren können, ist der BFD für Menschen aller Generationen möglich. „Bei uns wird das Angebot aktuell verstärkt angenommen. Dabei ist das Alter der Freiwilligen sehr breit gestreut. Neben gerade 27-Jährigen, die sich beruflich neu orientieren möchten, gibt es eine Gruppe von Personen um die 40, die nach der Familienzeit wieder in das Berufsleben einsteigen möchten, und die rüstigen Rentenrinnen und Rentner, die ihre Fähigkeiten und ihre Lebenserfahrung in die Gesellschaft einbringen wollen. Auch für Flüchtlinge hat sich der BFD als ein guter Weg erwiesen, um in Deutschland wirklich anzukommen“, berichtet die Leiterin des Referats Freiwilligendienste im Diakonischen Werk Pfalz, Erika Münzer-Siefert.

 

Die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes im Jahr 2011 war ein bedeutender Schritt im Ausbau der Freiwilligendienste. Ebenso wie das bereits seit Jahrzehnten bestehende erfolgreiche Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) setzt der BFD auf freiwilliges Engagement. „Durch die Personalkostenförderung bietet der BFD die Chance, neue Plätze zu schaffen in Bereichen, in denen keine Refinanzierungsmöglichkeit besteht. Wir haben zum Beispiel Stellen in Jugendzentralen, Kirchengemeinden und Häusern der Diakonie geschaffen oder jetzt ganz neu im „Lichtblick“ in Neustadt. Aktuell sind wir dabei, Stellen in der Gemeinwesendiakonie, also in Sozialraum-Projekten, zu etablieren“, erklärt Münzer-Siefert. Sie wünscht sich, dass auch das FSJ als zivilgesellschaftliches Angebot eine ähnliche Förderung erhält wie der BFD.

Ein weiterer großer Wunsch: weniger bürokratische Strukturen und insgesamt für die Freiwilligen bessere Rahmenbedingungen. Der BFD habe die verstaubte Verwaltungslogik des Zivildienstes übernommen und ist im Vergleich zum FSJ nach wie vor bürokratischer aufgebaut. „Wir müssen immer erst den Weg über das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) gehen. Das steht zum Beispiel einer kurzfristigen Vermittlung von Freiwilligen in die Einsatzstellen entgegen“, verdeutlicht Münzer-Siefert.

Der BFD ist wie alle Freiwilligendienstformate als Bildungs- und Orientierungszeit angelegt: Neben dem Dienst in der jeweiligen Einsatzstelle spielt die pädagogische Begleitung der Freiwilligen in Seminaren sowie individuell eine zentrale Rolle. Und da liegt ein weiteres Problem: die Umsetzung der politischen Bildung. Mit Einführung des Bundesfreiwilligendienstes wurde festgelegt, dass Freiwillige in diesem Dienstformat eine Woche „Politische Bildung“ an einem der Bildungszentren des Bundes absolvieren. „Wir führen bereits seit Jahrzehnten politische Bildung im Rahmen unserer Bildungsarbeit durch und wünschen uns, dass diese Seminartage in unser Konzept der Bildungsarbeit als Träger integriert werden und nicht verpflichtend in einer staatlichen Institution absolviert werden müssen“, fordert Münzer-Siefert.

 

Hintergrund:

Die Freiwilligendienste Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) bieten jungen Menschen - und im Fall des BFD Menschen jeden Alters - eine Zeit der Orientierung, der Um- oder auch Neuorientierung.  Neben dem Dienst in der jeweiligen Einsatzstelle sind die Bildungstage ein zentrales Element des Freiwilligendienstes.

Die Diakonie Pfalz bietet Freiwilligen im FSJ und BFD eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten in eigenen Einrichtungen sowie in den Einrichtungen anderer diakonischer Träger und den Kirchengemeinden: in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen, in Angeboten für Flüchtlinge, in stationären sowie ambulanten Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen.

Beide Dienste dauern im Normalfall ein Jahr und werden in Vollzeit geleistet, eine Verkürzung auf sechs Monate wie auch die Verlängerung auf 18 Monate ist möglich. BFD-Bewerber über 27 Jahre können den Dienst auch in Teilzeit leisten.

Beide Dienste werden im Bereich der Diakonie Pfalz nahezu identisch durchgeführt, so dass das Dienstformat für die Freiwilligen keinen Unterschied macht. Das Diakonische Werk Pfalz ist unter anderem verantwortlich für die pädagogische und individuelle Begleitung der Freiwilligen, die Bildungsangebote und die Fortbildung und Qualifizierung der Einsatzstellen. Es vermittelt darüber hinaus bei Konflikten zwischen Freiwilligen und Einsatzstellen.